Technologie wird den Planeten nicht retten. Menschen werden es tun.

Doch die Art und Weise, wie wir Technologie nutzen, kann den Ausschlag geben. Für Umweltorganisationen ist Künstliche Intelligenz längst kein Experiment mehr – sie ist eine leise Kraft, die ihnen hilft, die Natur zu schützen, Wildtiere zu verfolgen und empfindliche Ökosysteme schneller zu verstehen als je zuvor.

Diese Geschichte beginnt mit einer der ältesten und angesehensten Organisationen, die sich für den Umweltschutz einsetzen – der International Union for Conservation of Nature, kurz IUCN.

Inside IUCN: Die Stimme der Natur bei den Vereinten Nationen

Die IUCN wurde 1948 gegründet und wird oft als „die Stimme der Natur bei den Vereinten Nationen“ bezeichnet. Sie ist die grösste Umweltorganisation der Welt – eine demokratische Union, die mehr als 1.500 Regierungsstellen, NGOs und Organisationen indigener Völker aus über 160 Ländern vereint.

Ihre Vision ist einfach, aber kraftvoll:

Eine gerechte Welt, die die Natur schätzt und bewahrt.

Und ihre Mission erinnert uns daran, worum es in dieser Arbeit wirklich geht:

Gesellschaften weltweit zu beeinflussen, zu ermutigen und zu unterstützen, um die Integrität und Vielfalt der Natur zu bewahren und sicherzustellen, dass jede Nutzung natürlicher Ressourcen gerecht und ökologisch nachhaltig ist.

Hinter diesen Worten steht ein weit verzweigtes Netzwerk – 17.000 Wissenschaftler und Freiwillige, 1.200 Mitarbeitende und Projekte in mehr als 140 Ländern. Die Struktur ist beeindruckend: sieben Kommissionen, elf regionale Büros und unzählige Kooperationen, die Feldforschung, Umweltrecht und politische Arbeit miteinander verbinden.

Kurz gesagt, die IUCN ist nicht einfach nur eine NGO. Sie ist ein lebendiges System, in dem Wissen, Politik und Technologie zusammenkommen, um die Natur zu schützen.

KI im Zentrum der Umweltarbeit

Laut IUCN-CIO François Jolles ging es bei der digitalen Transformation nie nur um Software – es ging um Relevanz.

Wir betrachteten KI als etwas, das relevant, verantwortungsvoll und zutiefst menschlich sein sollte.

Die Prinzipien der relevanten Künstlichen Intelligenz bei der IUCN konzentrieren sich darauf, die rechnerische Komplexität an die realen Bedürfnisse anzupassen. Keine aufwendigen Algorithmen nur um der Innovation willen. Jedes Werkzeug muss in den ökologischen Kontext passen. Ihre Systeme sind mit ökologischer Achtsamkeit gestaltet – KI-Modelle, die Energieverschwendung minimieren und innerhalb des bestehenden Datensystems der Organisation betrieben werden.

Gleichzeitig definiert die verantwortungsvolle Künstliche Intelligenz die Spielregeln: Fairness, Transparenz, Datenschutz und Compliance. Und ganz oben auf jedem KI-Dokument steht eine klare Erinnerung:

Technologie wird den Planeten nicht retten. Menschen werden es tun.

Seit 2023 testet und implementiert die IUCN Künstliche Intelligenz aktiv in drei Hauptbereichen:

  • IT-Infrastruktur: Einsatz von KI für Automatisierung und Cybersicherheit;
  • Sekretariatssysteme: Verwendung von Agentic KI, um interne Prozesse wie das Vertragsmanagement zu unterstützen;
  • Anwendungen für die Union: Konversationstools, die Mitarbeitenden und Mitgliedern helfen, mit jahrzehntelangen Umweltdaten zu arbeiten.

Unter diesen Werkzeugen sticht eines besonders hervor – Chat R&R, entwickelt gemeinsam mit S-PRO

Tech4Nature: Wie Umweltorganisationen KI im Naturschutz einsetzen - photo 2

Igor Izraylevych, CEO von S-PRO, und François Jolles, CIO der IUCN, nach ihrem Treffen am IUCN-Hauptsitz in der Schweiz – sie diskutieren, wie KI und Technologie Umwelt-NGOs dabei helfen können, die Natur effektiver zu schützen.

Tech4Nature: Wenn Technologie auf Naturschutz trifft

Tech4Nature ist eine gemeinsame Initiative der IUCN und von Huaweis TECH4ALL-Programm. Sie wurde 2020 ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, digitale Lösungen – darunter KI, IoT und Cloud-Technologien – weltweit einzusetzen, um natürliche Ökosysteme zu überwachen und wiederherzustellen.

Das Programm umfasst 10 Länder und konzentriert sich auf Schutz- und Erhaltungsgebiete. Jedes Projekt nutzt Technologie, um das lokale Management, die Transparenz und die Wirkungsmessung zu verbessern. Doch es geht nicht nur um Sensoren und Daten. Tech4Nature erforscht auch, wie digitale Werkzeuge den Naturschutz partizipativer machen können – indem sie Gemeinschaften, Ranger und sogar Touristen einbeziehen.

Eines der experimentellen Projekte, #NatureCollectibles, führt sogar digitale Sammlerstücke ein, die zur Finanzierung lokaler Naturschutzmassnahmen beitragen. Es ist eine moderne Form des Fundraising – eine Kombination aus Technologie, Kreativität und ökologischer Verantwortung.

Jedes Tech4Nature-Projekt geht seinen eigenen Weg, aber das Ziel bleibt dasselbe: die Natur mit intelligenten Werkzeugen zu schützen, die in der Praxis wirklich funktionieren. Manche, wie Chat R&R, nutzen KI, um sich in komplexen Naturschutzrichtlinien zurechtzufinden. Andere, wie das Riffwiederherstellungsprojekt auf Mauritius oder das Jaguarschutzprojekt in Mexiko, bringen Künstliche Intelligenz direkt in den Kontakt mit der Natur selbst.

Chat R&R: Umweltpolitiken eine Stimme geben

Als die IUCN das Projekt Chat R&R startete, war die Herausforderung enorm. Das Team musste fast 2.000 Resolutionen und Empfehlungen verwalten – das Rückgrat des internationalen Naturschutzrechts. Jedes dieser Dokumente prägte die globalen Positionen zu Biodiversität, Klima und Umweltpolitik. Doch Verbindungen zwischen ihnen zu finden? Das dauerte früher Wochen.

S-PRO arbeitet mit der IUCN zusammen, um eine KI-Anwendung zu entwickeln, die die Sprache der Naturschutzpolitik „spricht“. Heute können Nutzende über eine dialogbasierte Oberfläche mit diesen Dokumenten interagieren – Fragen stellen, Kontexte erkunden und relevante Resolutionen in Sekundenschnelle abrufen.

Es handelt sich dabei nicht um Generative KI im glänzenden, textproduzierenden Sinn. Stattdessen ist es eine praktische Form Künstlicher Intelligenz, die Umweltorganisationen hilft, komplexe Archive zu verstehen – und verborgenes Wissen in verfügbare Erkenntnisse zu verwandeln.

Laut IUCN half Chat R&R, die Bearbeitungszeit bei der Vorbereitung von Anträgen für den Kongress 2025 von mehreren Wochen auf wenige Sekunden zu verkürzen. Die einfache Nutzung des Systems fördert die Akzeptanz in verschiedenen Abteilungen – den vollständigen Projektbericht findest du hier.

François Jolles teilt seine Gedanken zum Chat R&R-Projekt – und wir sind ihm für sein Vertrauen und seine freundlichen Worte zutiefst dankbar.

Wiederaufbau von Korallenriffen mit Daten und Gemeinschaft

Auf Mauritius gehören Korallenriffe – oft auch „blaue Regenwälder“ genannt – zu den empfindlichsten Ökosystemen der Erde. Sie binden Kohlenstoff, schützen Küsten vor Erosion und ernähren Millionen von Menschen. Doch sie verschwinden rasant.

In Pointe-aux-Feuilles nutzt das Tech4Nature-Projekt digitale Werkzeuge und KI-gestützte Überwachung, um die lokale Bevölkerung in die Wiederherstellung der Riffe einzubeziehen. Der ständige Datenfluss ermöglicht es den Teams, den Zustand der Korallen, die Wasserqualität und die Temperaturmuster zu verfolgen.

Die Ergebnisse sind bereits sichtbar:

  • Über 15.000 Korallenfragmente wurden in zerstörten Riffen gepflanzt,
  • das Bewusstsein der Gemeinschaft für die Auswirkungen des Klimawandels hat zugenommen,
  • neue Ökotourismus-Aktivitäten geben den Menschen vor Ort eine direkte Verantwortung für den Schutz der Natur.

Das zeigt, dass Umweltinnovationen nicht immer Hightech sein müssen – manchmal geht es einfach um die Verbindung und den Austausch von Informationen im richtigen Moment.

Mexikos digitale Ranger: KI schützt Wildtiere auf der Halbinsel Yucatán

Tausende Kilometer entfernt läuft ein weiteres Tech4Nature-Projekt auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko – einer der artenreichsten Regionen der Welt. Doch die zunehmende Zersiedelung des Dschungels und menschliche Eingriffe haben die Jaguare an den Rand des Aussterbens gebracht.

Um sie zu schützen, setzt das Projekt auf KI-gestütztes Biodiversitätsmonitoring – ein System, das mehr als 80.000 Bilder und 600.000 Audioaufnahmen aus dem Dzilam State Reserve verarbeitet. Mustererkennungsmodelle erkennen und identifizieren Jaguare heute mit einer Genauigkeit von 93% und helfen Forschenden, Migrationsrouten und Jagdgebiete besser zu verstehen.

Für Umweltorganisationen markiert diese Verbindung von Naturschutzwissenschaft und Künstlicher Intelligenz einen Wandel: Sie beobachten die Natur nicht mehr nur – sie lernen gemeinsam mit ihr, durch Daten und Muster, die früher unsichtbar waren.

Wie geht es weiter: Verantwortungsvolle KI für Umweltorganisationen

Technologie ist nur so stark wie die Menschen, die sie nutzen. Dieser Glaube prägt die laufende Arbeit von S-PRO mit der IUCN und anderen Umweltorganisationen.

Nach dem Erfolg von Chat R&R entwickelte S-PRO eine umfassendere Lösung – die KI-Richtlinien-Management-Software. Sie wurde entwickelt, um NGOs und Institutionen dabei zu unterstützen, Richtlinien zu verwalten, die Einhaltung von Vorschriften zu überwachen und sich in komplexen regulatorischen Rahmenbedingungen zurechtzufinden.

Im Gegensatz zur Standardsoftware erlaubt dieses vorgefertigte KI-Tool dennoch eine vollständige Anpassung. Es kann sich an interne Arbeitsabläufe, Audits und Berichtserfordernisse anpassen – ein Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Praktikabilität.

Warum dieser Ansatz funktioniert:

  • 50% Kostenersparnis im Vergleich zu individueller Entwicklung
  • 80% höhere Genauigkeit als herkömmliche SaaS-Modelle
  • 100% Anpassungsfähigkeit an die Struktur jeder Organisation

Umweltorganisationen stehen heute unter doppeltem Druck – sie müssen schnell und gleichzeitig verantwortungsvoll handeln. Der richtige Einsatz von Künstlicher Intelligenz hilft ihnen, beides zu erreichen. Ob beim Verfolgen von Jaguaren, beim Wiederaufbau von Korallenriffen oder beim Überarbeiten von Richtlinien – das Ziel bleibt dasselbe: die Natur in einer sich rasant verändernden Welt zu schützen.

Wie François Jolles es ausdrückte:

Menschen können Technologie nutzen, um unseren Planeten wiederherzustellen und zu schützen – durch nachhaltige Lösungen wie KI-gestützten Naturschutz, erneuerbare Energien und umweltfreundliche Innovationen. Wenn wir diese Fortschritte verantwortungsvoll einsetzen, können wir eine Zukunft schaffen, in der Technologie und Natur gemeinsam gedeihen – für eine gesündere Welt kommender Generationen.

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